DFB-Pokal 1972
DFB-Vereinspokal – 09.12.1972
Spielbericht aus der Vereinszeitung vom Dezember 1972:
FFC – Borussia Mönchengladbach 3:1
Durch Tore von Schnitzer, Treuheit und von de Fenn besiegt der FFC seinen berühmten Gegner in einem begeisternden Spiel mit 3:1. Hennes Weisweiler: „Der Freiburger Sieg ist verdient, die Mannschaft hat ausgezeichnet gekämpft und gut gespielt… Mit einem 1:2 hätte ich keine Sorgen gehabt (für das Rückspiel), aber das dritte Freiburger Tor schafft doch andere Voraussetzungen. Da muss erst einmal gespielt werden – auch wenn wir komplett sind.“ Hans Wendlandt: „Ich glaube, wir haben verdient gewonnen. Von der 20. Minute an lief unser Spiel, und da deutete sich unser Sieg schon an. Im Mittelfeld waren wir von da an überlegen. Ich muss der ganzen Mannschaft ein Lob aussprechen … Niemand hätte uns wohl gegen unseren berühmten Pokalgegner — auch nach dem bemerkenswerten Sieg in Fürth nicht – einen so strahlend erkämpften Sieg zugetraut. Wir haben ihn auch nicht zu erträumen gewagt, wollten nur gut abschneiden.“ Die Mannschaften stellten sich dem Unparteiischen, Herrn Meuser aus Ingelheim, wie folgt:
Freiburger FC: Klaus, Streich, Schneider, Krivokuca, Linsenmaier, Dospial, Bente, von de Fenn, Gensitz (von der 57. Minute an Treuheit), Schnitzer, Matic.
Borussia Mönchengladbach: Schräge, Bonhof, Surau, Wittkamp, Bleidick, Vogts, Kulik, Danner, Rupp, Heynckes, Jensen. Geschichte der Tore: 22. Minute: Wittkamp mit platziertem Hinterhaltschuss 0:1; 37. Minute: Schnitzer mit Bogenschuss aus 30 Metern 1:1; 77. Minute: Treuheit, als Mönchengladbachs Abwehr den Ball nicht wegbringt, mit entschlossenem Schuss 2:1; 86. Minute: von de Fenn nach kurzer Ecke mit sattem Schuss in die lange Ecke 3:1.
Unser Team begann vor 20.000 Zuschauern vorsichtig und für mancher Leute Begriff zu zaghaft. Die Borussen gewannen dadurch erst einmal das Mittelfeld, wo Danner sofort begann, die Fäden zu ziehen und Berti Vogts kraftvollen Drang nach vorn entwickelte. Es schien auch alles für Borussia zu laufen, und manche Befürchtungen wurden bereits als präsent angesehen, als Wittkamp das 0:1 erzielt hatte, der aus dem Hinterhalt so präzis angesetzt war, dass für Klaus keine Chance bestand. Da sich jedoch bis dahin auch unsere Mannschaft besser als erwartet schlug (3:0 Ecken), konnte man damit rechnen, dass sich das Endresultat in engen Grenzen halten würde. Dieses 0:1 brachte jedoch — so unglaublich es klingen mag — eine Wende, die die vollbesetzten Ränge zunächst in freudiges Erstaunen, dann jedoch in taumelnde Begeisterung versetzte. Schon im Gegenzug setzte nämlich Linsenmaier das runde Leder mit dem Kopf in Schräges Gehäuse. Schiedsrichter Meuser erkannte dieses Tor jedoch (wegen abseits?) nicht an. Es war aber nun ein nicht zu übersehendes Zeichen gesetzt. Kurz darauf wurde Schräge mit einem herrlichen Schuss von Dospial geprüft, den er gerade noch mit den äussersten Fingerspitzen zur Ecke leiten konnte. Dann kam das Verhängnis in Form eines tollen Bogenschusses aus gut 30 m Entfernung, den Schnitzer in das lange Eck abgefeuert hatte. Schräge kam hier einfach nicht mehr heran. Den Rest des Spieles bestimmte nun der FFC im Mittelfeld, im Sturm und in der Abwehr. Auch ein Pfostenschuss von Rupp konnte hier keine Erschütterung mehr bringen. Über jeder notwendigen Einzelkritik, die selbstverständlich Hans Wendlandt überlassen bleibt muss das Gesamtlob für die Mannschaft stehen, die mit einer hervorragenden Moral in dieses Spiel ging. Auch in der Einzelwertung gibt es keinen Punkt, der als schwach zu bezeichnen wäre. Die kraftvoll-spielerische Seele des Spiels war unser Mittelfeld, in dem sich Bente durch seinen agilen Gegenspieler Danner nicht an die Kette legen ließ, in dem er aber auch die vorzügliche Hilfe von Dospial und von de Fenn hatte. Harmonie, Intelligenz und Kraft brillierten hier in hervorragender Weise.
Unsere Abwehr war kämpferisch und spielerisch an diesem Tag nicht zu schlagen, an einem Tag an dem Krivo souveräner Herr der Lage war, an dem unsere Aussenverteidiger ihre“ Aussenstürmer an die Kette legten, und an dem Vorstopper Schneider den gefährlichen Heynckes schlecht aussehen liess. Klaus dürfte nach diesem Spiel wohl seinen Stammplatz im Tor gefunden haben. Ihm gebührt ein besonderes Kompliment, Unsere Sturmspitzen Matic, Schnitzer und Gensitz haben angenehm überrascht, sorgten sie doch bei dauernder Bewegung und durch Schnelligkeit für weitgehende Verwirrung beim Gegner. Während Matic seinen Gegenspieler Bonhof durch einige Tricks und vor allem seine Schnelligkeit immer wieder aussteigen liess, brachte Schnitzer seinen Bewacher Surau durch dauernde Wechsel, durch Schnelligkeit und Bewegung fast völlig aus dem Konzept. Eine Mannschaft, wie man sie in dieser Harmonie, in dieser hervorragenden Spielauffassung, in dieser begeisternden Spiellaune öfter sehen möchte.
Berti Vogts (links) im Duell mit Karl-Heinz Bente
Rückspiel: Am 20. Dezember 1972
Borussia Mönchengladbach – FFC 7:1
Im Rückspiel um den Pokal erntete unsere Mannschaft vor über 10.000 Zuschauern trotz der hohen Niederlage auch Anerkennung für ihr Spiel. Sie konnte allerdings auf die Dauer dem starken Druck des in bester Besetzung spielenden zweifachen Deutschen Meisters nicht standhalten, konnte aber aus tief gestaffelter Abwehr heraus kontern und die Abwehr der Borussen in Gefahr bringen. Die Mannschaften spielten unter Schiedsrichter Engel aus Reimsbach wie folgt:
Borussia Mönchengladbach: Kleff, Bonhof, Surau, Vogts, Danner, Wittkamp, Rupp,Wimmer (86. Minute Jensen), Heynckes, Netzer, Kulik (24. Minute Bleidick).
Freiburger FC: Klaus, Steinwarz, Streich, Dospial, Krivokuca, Schneider, Gensitz (46. Treuheit), von de Fenn, Schnitzer, Bente, Matic (62. Fröhlich).
Geschichte der Tore: 5. Netzer 1:0; 8. Matic 1:1; 20. Heynckes 2:1; 38. Netzer 3:1;55. Heynckes 4:1; 64. Heynckes 5:1; 71. Netzer (Foulelfmeter) 6:1; 85. Rupp 7:1. ??Aus einem Konterangriff fiel in der 8. Minute unser Ehrentor, das Matic eindrückte, als das Leder nach einem Bente-Schuss von der Strafraumgrenze von Innenpfosten zu Innenpfosten tanzte. Klaus war wieder in einer hervorragenden Form, und es darf hier gesagt werden, dass er eine mögliche höhere Niederlage verhütet hat. Seine glänzende Form hat einen tiefen Eindruck hinterlassen. Die Gladbacher spielten unerhört einsatzfreudig, vor allem Netzer, den man lange nicht mehr so spielen sah. Dieser Weltklassespieler war einfach nicht zu halten. In dieser Spiellaune riss er seine Mannschaftskameraden mit und spornte sie zu unerhörten Leistungen an. Dass unsere Mannschaft kräftig mitmischte, trotz der Bedrängnis ein eigenes Spiel aufzuziehen versuchte und zumindest in der ersten Hälfte bei schnellen Konterstößen ihre Gefährlichkeit aufblitzen ließ, trug ihr den freundlichen Beifall der 10.000 auf den Rängen nach dem Spiel ein, wo man ahnte, wie die 3:1-Vorspielniederlage für die Borussen zustande kam.
Reisebericht Mönchengladbach
Damit auch einmal alle unsere Mitglieder von einer solch grossen Reise der I.Mannschaft etwas mitbekommen, wollen wir den seinerzeit hierfür aufgestellten „Generalstabs-Reiseplan“ nachstehend veröffentlichen. Es klappte alles wie am Schnürchen und wir danken für das disziplinierte Verhalten aller Teilnehmer.
Abfahrt 19. Dezember 1972 mit Intercity 172
10.30 Treffpunkt am Bahnhof
10.56 ab Hauptbahnhof Freiburg, reserviert
12.29 an Mannheim umsteigen, gleicher Bahnsteig mit Intercity 112
12.34 ab Mannheim, reserviert
13.00 Mittagessen im Speisewagen, reserviert Königin-Suppe, Kalbskeule in Rahmsoße mit Nudeln und grünem Salat, Obstsalat, Orangensaft.
15.39 an Duisburg aussteigen
16.00 Abfahrt mit Bahnbus nach Wedau
16.15 Ankunft Sportschule Wedau Zimmer beziehen. Kaffee mit Kuchen
16.45 Training der l. Mannschaft in der Sporthalle
18.30 Nachtessen in der Sportschule Brühe mit Ei, Kalbsschnitzel, Kartoffelbrei, Blumenkohl, grüner Salat, Eis, Orangensaft Unterhaltung
21.00 Schlafen gehen?
(Mittwoch, 20. Dezember 1972)
8.30 Aufstehen, Massage aller Spieler
9.30 Frühstück mit 2 Eier im Glas und Wurstplatte
11.00 Rundfahrt mit Bahnbus oder Schifffahrt
13.00 Mittagessen in der Sportschule Spargelcremsuppe, Kalbssteak mit Kroketten und nur grünem Salat, Obstsalat, Orangensaft
13.30 Bettruhe bis 16.00 Uhr
16.30 Mannschaftsbesprechung
17.00 Abfahrt mit Bahnbus nach Mönchengladbach – Bökelbergstadion?
19.30 Spielbeginn
21.15 Spielende
22.00 Abfahrt mit Bahnbus vom Sportplatz bis nach Köln. Vesper und Getränke mitnehmen?
23.30 Ankunft Köln Nachtessen im Kölner Hauptbahnhof Brühe mit Ei, Rumsteak mit Bratkartoffeln und Bohnen, Eis-Pudding, wieder Getränke mit Alkohol.?Heimfahrt mit Entlastungszug D 11 201
0.15 ab Köln mit Sonderschlafwagen
5.10 an Freiburg, Schlafwagen wird in Freiburg abgehängt und bleibt am Hauptbahnhof stehen
5.30 Wecken aller Reiseteilnehmer Plätze reserviert
6.00 einfaches Frühstück in der Hauptbahnhofsgaststätte Freiburg bei Inhaber Reich?
6.30 Heimfahrt zu den Familien
7.30 Alle Teilnehmer gehen wieder ins Geschäft. Infolge des starken Weihnachtsverkehrs ist dies die beste Lösung.
Ich bitte höflich die Anordnungen der Reiseleitung einzuhalten.
Änderungen vorbehalten.
Max Eberhardt
Teilnehmer: 15 Spieler, 1 Trainer, 1 Masseur, 1 Platzwart, 1 Leiter,
Reisekosten: 1. Fahrgeld 2160,-, 2. Speiesewagen 280,-, 3. Schlafwagen 1.000,-, 4. Bahnbus 50,-, 5. Abendessen 230,-, 6. Übernachten 500,-, 7. Bahnbus Rückfahrt 80,-, 8. Mittagessen 230,-, 9. Bahnbus ins Stadion 100,-, 10. Vesper mit Getränken 90,-, 11. Bahnbus nach Köln 120,- 12. Nachtesssen in Köln 280,-, 13. Frühstück in Freiburg 100,-,
Gesamtkosten 5.220,-