Der FFC vor 55 Jahren
Ein Blick in die Vergangenheit.
In den Junitagen vor 55 Jahren fand in Freiburg ein Fußballereignis statt, welches noch bis heute als eines der größten Events eingeordnet wird.
Es handelte sich um die Bundesliga-Aufstiegsrunde, welche damals ausgetragen wurde, um die Aufsteiger in die Bundesliga zu ermitteln. Die zweihöchste Spielklasse in Deutschland bestand aus fünf Regionalligen, aufgeteilt in Süd, Südwest, West, Nord und Berlin. Die Teilnehmer der Aufstiegsrunde bildeten die Meister und Vizemeister aus den Regionalligen, aufgeteilt in zwei Gruppen mit jeweils fünf Mannschaften. Aufstiegsberechtigt waren die beiden Gruppensieger. Ausgespielt wurde die Runde mit jeweils einem Vor- und Rückspiel, also insgesamt acht Begegnungen.
Der Freiburger FC qualifizierte sich als Vizemeister der Regionalliga Süd und wurde für die Aufstiegsspiele der Gruppe 1 zugeteilt. Gegner waren die Meister aus dem Westen und Südwesten, Rot-Weiß Oberhausen und SV Alsenborn, sowie die Vizemeister aus dem Norden, VfB Lübeck und aus Berlin Hertha Zehlendorf.
Der FFC war damals noch im Möslestadion beheimatet und trug dort seine Heimspiele aus. Die sportlichen Erfolge der Mannschaft lösten in der Stadt eine Ephorie aus und ließ die Menschen massenweise zu diesen Spielen ins Stadion pilgern. Die Heimspiele, insbesondere gegen Oberhausen und Alsenborn, ließ das Stadion an seine Kapazitätsgrenzen stoßen. Durch den Aufbau von Zusatztribünen wurde ein Fassungsvermögen von 23.000 Plätzen geschaffen. Gefühlt waren aber noch mehr Zuschauer anwesend, denn diese saßen vor den Werbebanden auf der Aschenbahn oder knieten hinter den Toren. Die Wagemutigsten kletterten auf den Zaun an der Bahnlinie um sich dort ausreichend Sicht aufs Spielfeld zu verschaffen.
Die Spiele begannen FFC-Intern mit einem skandalösen Vorgang. Die Mannschaft hatte mit der Vereinsführung eine Sonderprämie ausgehandelt für das Erreichen der Vizemeisterschaft und der damit verbundenen Teilnahme an der Bundesliga-Aufstiegsrunde. Diese Prämie hatten die Spieler zum Zeitpunkt der Abreise zum ersten Spiel nach Berlin noch nicht erhalten. So bestand das Team unter ihrem Kapitän Jürgen Billmann darauf, daß die Reise erst angetreten wird, wenn die Prämie ausbezahlt ist. Tatsächlich gelang es den verantwortlichen Personen kurzfristig das nötige Bargeld aufzutreiben und noch vor Ort an die Spieler auszugeben. Daraufhin trat die Mannschaft die Reise zum anstehenden Auswärtsspiel an und der drohende Eklat konnte gerade noch verhindert werden.
Unbeeindruckt von diesem Vorgang, startete der FFC furios in die Runde. Das erste Match führte die Mannschaft ins altehrwürdige Olympiastadion nach Berlin. Nach hartem Kampf wurde Hertha Zehlendorf mit 3-2 besiegt. Als im darauffolgenden Heimspiel der Westmeister Oberhausen mit 3-1 bezwungen wurde und das Auswärtsspiel in Lübeck mit einem 2-1 Sieg ebenfalls erfolgreich gestaltet werden konnte, war der FFC Tabellenführer. Nach dem man sich in den beiden folgenden Spielen am Südwestmeister Alsenborn die Zähne ausbiß und sowohl im Heimspiel (2-3) und auch im Auswärtsspiel (0-2) Niederlagen einstecken mußte, konnte man in den verbleibenden Rückspielen im Möslestadion gegen Zehlendorf (1-0) und Lübeck (5-1) wieder Siege einfahren.
Diese Ergebnisse führten dazu, daß vor dem letzten Spieltag Rot-Weiß Oberhausen die Gruppe anführte, punktgleich mit dem FFC. Die Terminplangestaltung sah vor, daß genau diese beiden Kontrahenten am letzten Spieltag direkt aufeinandertrafen. Der FFC mußte das Spiel gewinnen, um in die Bundesliga aufzusteigen, da Oberhausen das geringfügig bessere Torverhältnis aufwies. Der Showdown erfolgte am 25. Juni 1969 im Niederrheinstadion in Oberhausen. Es war ein Mittwochabend, als der Schiedsrichter in der mit 35.000 Zuschauern ausverkauften Arena die Partie anpfiff.
Es entwickelte sich eine kampfbetonte, ausgeglichen Partie mit Torchancen auf beiden Seiten. Als es gegen Ende des Spieles immer noch 0:0 stand, erhöhte der FFC das Risiko und forcierte seine Angriffsbemühungen. Leider fehlte dann wohl auch etwas das Spielglück um eine der nun zahlreichen FFC-Chancen zu nutzen und die Entscheidung herbeizuführen. So blieb es bis zum Schlußpfiff beim torlosen Ergebnis. Der FFC hatte den Aufstieg in die Bundesliga denkbar knapp verpasst. Im Nachgang wurde spekuliert, daß der FFC-Spieler Gert Fröhlich eine Großchance absichtlich vergab, als nach dem Spiel bekannt wurde, daß er zur kommenden Spielzeit nach Oberhausen wechselt. Einen verbindlichen Beleg für diese Behauptung gibt es bis heute nicht. Der FFC jedenfalls, der als Außenseiter in die Runde gestartet war, hatte die Erwartungen mehr als erfüllt und wurde von allen Fußballexperten mit Lob bedacht. Dies zeigte sich auch Tags darauf, als die Mannschaft bei der Rückkehr nach Freiburg mit einem Autokorso vom Bahnhof bis ins Rathaus gebracht wurde. Vom Oberbürgermeister empfangen, zeigten sich die Spieler anschließend auf dem Rathausbalkon und wurden von den zahlreich erschienen Fans nochmals ausgiebig gefeiert.
Jeder Fußballfan, der diese Tage im Juni 1969 miterleben durfte, erinnert sich noch heute an dieses außergewöhnliche Ereignis und an eine FFC-Mannschaft, die in dieser Spielzeit begeisternde Spiele ablieferte.
Autor: Stefan Zoller